Führt das umweltfreundliche Energieverhalten eines Haushalts dazu, dass auch benachbarte Haushalte ihr Verhalten nachhaltiger gestalten? In diesem Projekt untersuchen wir diese Frage im Kontext der Schweiz. Anhand jährlicher administrativer Daten zu 260.000 Haushalten im Kanton Bern analysieren wir, ob die Installation einer Solaranlage durch einen Haushalt andere Haushalte in der Nähe dazu anregt, ihren Stromverbrauch zu senken, auf einen umweltfreundlicheren Stromtarif umzusteigen, selbst eine Solaranlage zu installieren oder ein Elektroauto anzuschaffen.
Zur kausalen Identifikation der Nachbarschaftseffekte verwenden wir die Instrumentvariablenmethode, wobei die Eignung von Dachflächen für die Installation von Solaranlagen als Instrument für die tatsächliche Installation dient.
Unsere Ergebnisse zeigen, dass sich durch Nachbarschaftseffekte verschiedene Formen umweltfreundlichen Energieverhaltens verbreiten. Erstens beobachten wir eine Zunahme an Stromsparbemühungen: Haushalte reduzieren ihren jährlichen Stromverbrauch im Durchschnitt um 0,2 %, wenn im Umkreis von 100 Metern eine zusätzliche Solaranlage installiert wird. Zweitens finden wir Hinweise auf Nachbarschaftseffekte sowohl innerhalb als auch zwischen Märkten für umweltfreundliche langlebige Konsumgüter: Eine zusätzliche Solaranlage in 100 m Entfernung erhöht im Durchschnitt die Wahrscheinlichkeit, selbst eine Solaranlage zu installieren, um 2 % sowie die Wahrscheinlichkeit, ein Elektroauto zu kaufen, um 2,3 %.
Darüber hinaus zeigen unsere Ergebnisse, dass sich Nachbarschaftseffekte je nach den Einschränkungen der Haushalte unterschiedlich ausprägen. Beispielsweise verändern Haushalte mit geringer Eignung ihrer Dachflächen für die Installation von Solaranlagen ihr Energieverhalten eher durch Stromeinsparungen, anstatt selbst eine Solaranlage zu installieren.
Das Projekt ist eine Zusammenarbeit mit Patrick Bigler (Universität Lausanne). Das Arbeitspapier ist unter folgendem Link verfügbar: http://dx.doi.org/10.2139/ssrn.4608076