Forschungsvorhaben
Nachhaltigkeit und Ausschüttungspolitik
In der Finanzwirtschaft wird eine Wechselwirkung zwischen Investitionen und Ausschüttungen beschrieben. Diese beruht in erster Linie auf Abwägungen der Agency-Kosten. Wenn keine rentablen Investitionsmöglichkeiten bestehen, sollten zur Minimierung von Agency-Kosten überschüssige Mittel ausgeschüttet statt einbehalten werden (Jensen (1986)). Ein sehr wichtiges und aktuelles Thema für Unternehmen ist die soziale Verantwortung von Unternehmen. In diesem Zusammenhang stellen ESG-Aktivitäten einen neuen Investitionsbereich dar. Allerdings ist die Effektivität dieser Investitionen in Bezug auf Performance- und Reputationssteigerung sehr umstritten. Angesichts der engen Verknüpfung von ESG mit Aktienrückkäufen über Agency-Kosten und Informationsasymmetrien werden Aktienrückkäufe als Rahmen für die Untersuchung der ESG-Effektivität verwendet. Darüber hinaus kann ESG als ein weiterer potenzieller Faktor für die Bewertung von Aktienrückkäufen untersucht werden.
Implizite Volatilität und systemrelevante Banken
Insbesondere in Krisenzeiten kann die implizite Aktienmarktvolatilität auf Renditen von globalen, systemrelevanten Banken (GSB) große Auswirkungen haben. Um die dynamische Korrelation zwischen den Renditen der europäischen GSB und dem weltweit bekannten Angstindikator, dem CBOE Volatility Index (VIX), zu bestimmen, wird ein Dynamic DCC-GARCH Modell angewendet. Die Ergebnisse zeigen eine höhere negative Korrelation zwischen dem VIX und GSB während der COVID-19-Periode im Vergleich zur globalen Finanzkrise (GFC). Die asymmetrischen Auswirkungen von Änderungen der impliziten Volatilität werden durch Quantilregressionen untersucht. Die Ergebnisse zeigen, dass im unteren Quartil – wo extrem negative Bankrenditen vorliegen – Sprünge im VIX von großer Bedeutung sind. Dieser Effekt ist während COVID-19 stärker ausgeprägt als während der GFC. Zusätzliche Robustheitsanalysen belegen, dass diese Ergebnisse während der Schweinegrippe- und Zika-Virus-Epidemien konsistent sind.
Alternative Sachwerte
Die heutigen Finanzmärkte sind durch historisch niedrige Zinssätze sowie hohe Inflationsraten gekennzeichnet. Auf der Suche nach Rendite greifen Anleger deshalb zunehmend auf alternative Vermögenswerte zurück, darunter auch alternative Sachwerte, wie z.B. Edelmetalle oder Sammelgegenstände. Letztere sind aber nicht nur als reine Vermögenswerte anzusehen, denn sie bergen für den Besitzer zudem einen nicht-finanziellen Nutzen und werden deshalb auch als „Emotional Assets“ bezeichnet. Dieser kann z.B. in Form von Geltungskonsum auftreten. Besitzer von alternativen Sachwerten erscheinen deshalb, sowohl aus ökonomischer, als auch aus psychologischer Sicht als interessante Forschungsobjekte. Ziel des Forschungsprojektes ist es, Besitzer von alternativen Sachwerten zu identifizieren und aus sozio-ökonomischer sowie psychologischer Sicht (z.B. mittels des Big-Five Modells) zu analysieren. Zusätzlich soll aufgezeigt werden, welchen Nutzen diese Besitzer durch den Besitz erzielen. Auf Basis der Erkenntnisse könnten bestehende wirtschaftliche Methoden (z.B. Asset Pricing-Modelle) verbessert und optimiert werden.
Timing von Aktienrückkäufen
Verschiedene Unternehmensereignisse wie Börsengänge, Fusionen und Übernahmen, Kapitalerhöhungen oder Aktienrückkäufe scheinen in Wellen aufzutreten (Rau and Stouraitis (2011)). Dies verdeutlich, neben klassischen Theorien wie dem Market Timing, die Bedeutung der neoklassischen Effizienzhypothese (NEH) zur Erklärung des Timings von Aktienrückkäufen. Somit stellt sich in diesem Kontext die Frage nach universellen Determinanten zur Erklärung für das Auftreten von Rückkaufsankündigungen. Im Zuge dessen kann die Erklärung der Rückkaufwahrscheinlichkeit verbessert werden, indem marktweite Faktoren als Treiber von Rückkäufen betrachtet werden. Zu diesen Faktoren gehören aufgrund der hohen Relevanz die funding liquidity und die geldpolitische Unsicherheit im Zuge der unkonventionellen Geldpolitik der EZB. Dementsprechend wird die Wahrscheinlichkeit von Rückkäufen in Abhängigkeit von Liquidität und Unsicherheit untersucht.
Investorenaufmerksamkeit und die Bepreisung von Wertpapieren
Am Kapitalmarkt existieren Wertpapiere, die einen hohen Grad an Investorenaufmerksamkeit auf sich ziehen und daher in dem Portfolio von vielen Investoren gehalten werden. Im Gegenzug dazu gibt es Wertpapiere, denen Investoren weniger Aufmerksamkeit schenken und die sich somit in nur wenigen Portfolios befinden. Die Aufmerksamkeit der Anleger ist also ausschlaggebend für den Investorenkreis eines Wertpapiers und hat nach Merton (1987) einen Einfluss auf die Höhe der Wertpapierkurse sowie die erwartete Rendite. Ziel des Forschungsprojektes ist es, Marktverhalten in Bezug auf die variierende Aufmerksamkeit der handelnden Akteure zu untersuchen und Handlungsregeln zu vorsichtigem Investitionsverhalten abzuleiten. Die Untersuchung dieses Phänomens trägt zu einem tieferen Verständnis bei, wie Börsenkurse auf Informationen reagieren, die Aufmerksamkeit erregen.
Intertemporales Asset Pricing
Die Werke von Nobelpreisträger Robert C. Merton gehören zu den Meilensteinen in der Wirtschaftswissenschaft. Für das vorliegende Projekt bildet das intertemporale Gleichgewichtsmodell zur Bepreisung von Wertpapieren von Merton (1973) die Grundlage. Als Erweiterung zu klassischen Gleichgewichtsmodellen wird angenommen, dass Investoren einen langfristigen (multi-periodischen) Anlagehorizont besitzen und somit intertemporalen Risiken ausgesetzt sind. Ziel des Forschungsprojektes ist es, intertemporale Risiken zu identifizieren, dynamische Hedging Portfolios von risikoaversen Investoren abzuleiten und auf dieser Basis die erwartete Rendite von Wertpapieren zu erklären.
Aktienrückkäufe in Zeiten hoher Unsicherheit
Vor allem in den letzten Jahren herrscht unter Marktteilnehmern in Europa wiederkehrend hohe Unsicherheit. Sowohl die Krisenjahre der globalen Finanzkrise und der europäische Schuldenkrise, als auch politische Instabilität prägen die Unsicherheit am Kapitalmarkt. Ziel des Projekts ist es die Auswirkungen der Unsicherheit auf den Ankündigungseffekt von Aktienrückkäufen zu untersuchen. Auf Grunde des Signaleffekts, sollte vor allem Unsicherheit verstärkt zu positiven Bewertungseffekten im Zuge von Aktienrückkaufsankündigungen führen. Dabei kann die Zunahme impliziter Marktvolatilität, wirtschaftspolitischer Unsicherheit, finanzieller Unsicherheit und des Liquiditätsrisikos des Eigenkapitals, sowohl einzeln als auch gemeinsam, einen Einfluss auf abnormale Renditen haben. Dementsprechend bieten Aktienrückkaufsankündigungen in Zeiten hoher Unsicherheit, eine potenzielle Absicherung gegen nachteilige Marktbewegungen, indem sie das erwartete Markt- und Liquiditätsrisiko senken.
Integration zwischen Energie- und Aktienmärkten
Der Grad der Integration zwischen Aktien- und Energiemärkten ist für die Diversifizierung, das Risikomanagement und die Finanzierungsentscheidungen globaler Unternehmen und Investoren gleichermaßen von Bedeutung. In diesem Zusammenhang spielt auch die auf der Pariser Klima Konferenz geschlossene Vereinbarung zur Reduzierung der Erwärmung, die auch unter dem Namen COP21 bekannt ist, eine große Rolle. Unter normalen Marktbedingungen, wenn Märkte nicht integriert sind, gibt es für Investoren die Möglichkeit, dass durch COP21 zusätzlich verursachte Ölpreisrisiko durch den Kauf von Aktien zu diversifizieren. Wenn Energie- und Aktienmärkte hoch integriert sind, gibt es nur wenige Diversifikationsvorteile für Anleger. Mit Hilfe eines Regime-Switching Ansatzes lässt sich belegen, dass der Grad der Integration nicht nur zeitvariabel, sondern beide Regime auch relativ stabil sind. Auf Basis dieser Erkenntnisse sollen geeignete Strategien entwickelt werden, um die durch Klimawandel bedingten Kapitalmarktrisiken zu adressieren.
Private Debt
Private Debt findet als Finanzierungs- oder Anlageform derzeit wachsende Beachtung in Forschung und Praxis. Als Private Debt wird hier die Bereitstellung von Fremdkapital vorwiegend durch institutionelle Investoren außerhalb des Kapitalmarktes an Unternehmen bezeichnet, die zumeist kein Investmentgrade-Rating besitzen. Bei dieser Art Fremdkapital handelt es sich typischerweise um illiquide, privat platzierte Schuldtitel, die meist nicht als Wertpapiere verbrieft sind. Ziel dieses Projektes ist diese wachsende Anlageklasse genauer wissenschaftlich zu untersuchen. Von Interesse sind dabei insbesondere die historisch erzielten Renditen, das eingegangene Anlagerisiko, sowie mögliche Interessenskonflikte zwischen den beteiligten Parteien.