Soziale Kosten von Verkehrsunfällen in Indien
Auf unseren englischsprachigen Seiten finden Sie ausführliche Informationen zu diesem Projekt.
Malaria oder der Straßenverkehr: Beides ist in Entwicklungsländern ähnlich tödlich. Besonders viele Menschen sterben auf den Straßen Indiens. Ein internationales Team um Prof. Dr. Michael Grimm, Entwicklungsökonom an der Universität Passau, hat sich mit den sozialen Kosten beschäftigt.
Straßenverkehr in Entwicklungsländern ist anders. Die Gründe: Die Struktur des Straßenverkehrs ist häufig sehr viel komplexer. Es gibt viele ungeübte Verkehrsteilnehmende. Es mangelt an Kenntnis der Regeln und an deren Durchsetzung. Die Bevölkerungsdichte in städtischen Gebieten ist sehr hoch. Schließlich ist die Verkehrsinfrastruktur schlecht entwickelt, beispielsweise sind Fußgängerwege von Straßen nur unzureichend getrennt.
Die Ursachen für die Verkehrsunfälle sind kaum erforscht, ebenso wie Maßnahmen, die die Unfälle reduzieren könnten.
Ein Team um die Wissenschaftlerin Carole Treibich von der Paris School of Economics sowie der Erasmus Universität Rotterdam und Prof. Dr. Michael Grimm, Inhaber des Lehrstuhls für Development Studies an der Universität Passau, hat versucht, diese Lücke zu schließen. Eine repräsentative Umfrage unter motorisierten Verkehrsteilnehmenden in Delhi finanzierte die Université Paris-Dauphine und die Paris School of Economics. Das International Institute of Social Studies (ISS) an der Erasmus-Universität in Rotterdam förderte vorbereitende Feldstudien.
Das Ergebnis der Arbeiten: Verstärkte Motorisierung, Urbanisierung und der Anteil von Fußgängerinnen und Fußgängern am Straßenverkehr erhöhen die Unfallgefahr. Besonders gefährdet sind Frauen. Indien sollte also in Infrastruktur investieren, die gefährdete Teilnehmende von anderen trennt. Und es sollte die Durchsetzung der Verkehrsregeln, insbesondere der Helmpflicht und der Geschwindigkeitsbegrenzungen, vorantreiben.
Die Details finden sich in folgendem Aufsatz (in Englisch):
M. Grimm and C. Treibich (2013), Determinants of Road Traffic Crash Fatalities across Indian States. Health Economics, 22(8): 915-930.
In einem weiteren Aufsatz beschäftigen sich Prof. Dr. Grimm und Treibich mit Helmträgerinnen und -trägern. Das Ergebnis: Besser Gebildete tragen eher Helm und rasen weniger. Mehr dazu (in Englisch):
M. Grimm and C. Treibich (2016), Why some motorbike riders wear a helmet and others don't? Evidence from Delhi, India. Transportation Research Part A: Policy and Practice, 88:318-336.