Prof. Dr. Andreas König, Inhaber des Lehrstuhls für Technologie, Innovation und Entrepreneurship, wurde zusammen mit seinen Koautoren für den Beitrag „CEO Narcissism, Audience Engagement, and Organizational Adoption of Technological Discontinuities” (erschienen in: Administrative Science Quarterly, 2013) mit dem Best Paper Award des Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. (VHB) ausgezeichnet. Mit diesem Preis werden Mitglieder des VHB für Ihre Mitwirkung an herausragenden und international sichtbaren wissenschaftlichen Publikationen geehrt. Die Preisverleihung fand zum Abschluss der jährlichen Pfingsttagung des VHB in Auerbachs Keller in Leipzig statt. Die Laudatio hielt Prof. Dr. Hans Ulrich Buhl von der Universität Augsburg.
In ihrem Artikel untersuchen die Autoren Wolf-Christian Gerstner, Andreas König, Albrecht Enders und Donald C. Hambrick einen bedeutenden, aber bisher nur unzureichend erforschten Einflussfaktor auf die Anpassung etablierter Unternehmen an diskontinuierlichen Wandel: Die Persönlichkeit des CEOs – und insbesondere CEO Narzissmus. Am Beispiel der Reaktion traditioneller Pharmaunternehmen auf die Biotechnologie zwischen 1980 und 2008 stellen sie fest, dass die Wahrscheinlichkeit, dass Unternehmen in diskontinuierliche Technologien investieren, umso höher ist, je narzisstischer (also sich selbst liebender) der jeweilige CEO ist. In einem weiteren Schritt zeigen die Autoren, dass die durch CEO Narzissmus herbeigeführten Unterschiede im Anpassungsverhalten von Unternehmen durch die Beachtung der jeweiligem Technologie in der Öffentlichkeit – dem so genannten „Audience Engagement“ – signifikant verstärkt werden: Narzissten benötigen Aufmerksamkeit und agieren daher vor allem dann, wenn die Wahrscheinlichkeit für öffentliches Scheinwerferlicht besonders hoch ist. Letzteres ist insbesondere in Zeiten der Fall, in denen die Presse viel über eine Technologie schreibt und diskutiert und die neue Technologie als neuartig, heilsbringend, zugleich aber auch risikoreich beschreibt. Abschließend zeigen die Autoren zum ersten Mal den Effekt von CEO Persönlichkeit auf die Wahrnehmung technologischer Diskontinuitäten durch das Top Management von Unternehmen. Je narzisstischer ein CEO, umso mehr Beachtung widmet das Top Management aufkommenden, risikoreichen Technologien – und auch dieser Effekt ist dann besonders stark, wenn die öffentliche Aufmerksamkeit für diese Technologien besonders hoch ist.
Narzissten haben im Fazit also nicht nur negative Auswirkungen auf Unternehmen, sondern können unter Umständen zentrale Impulse für die Überwindung organisationaler Starrheit geben. Zudem sind Unternehmen in ihren Innovationsanstrengungen stärker von der öffentlichen Meinung beeinflusst als bisher in der Forschung dargestellt. Somit bietet der Beitrag wegweisende Implikationen sowohl für die Managementforschung als auch für die Psychologie. Schließlich liefert die Studie auch für Unternehmen wertvolle Denkansätze, insbesondere hinsichtlich der Auswahl von Führungskräften und der Gestaltung von Anreiz- und Kontrollsystemen.